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Walter
KÖBEL

(1918-1965)
Oberbürgermeister von Rüsselsheim, Unterzeichner der Städtepartnerschaftscharta mit Évreux

Walter Köbel wurde 1918 in eine Familie geboren, deren Vater im Ersten Weltkrieg verwundet worden war. Er schloss sich 1932 im Alter von 14 Jahren der Hitlerjugend an und trat 1937 in die Nationalsozialistische Partei (NSDAP) ein. Er studierte Rechts- und Politikwissenschaften an der Universität Frankfurt und begann 1939 eine Karriere als Rechtsanwalt. Im Jahr 1942 promovierte er und wurde Mitglied des NS-Rechtswahrerbundes (NSRB), der deutschen Juristenvereinigung im Dritten Reich. Ein Jahr später wurde er zum Richter ernannt.

Discours prononcé le 30 avril 1961 par Walter Köbel, Maire de Rüsselsheim, à l'occasion du jumelage entre Évreux et Rüsselsheim
Stadtarchiv von Évreux. 314w1

Er war Feldwebel der Wehrmacht und wurde von Juni 1945 bis Februar 1946 von der amerikanischen Armee interniert. Nach seiner Wiedereingliederung in die deutsche Verwaltung fälschte er seinen Entnazifizierungsfragebogen, wofür er 1948 fünf Monate im Gefängnis saß. Er arbeitete 1949 kurz als Rechtsanwalt und leitete dann das Freiherr-von-Stein-Institut. Im Jahr 1950 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ein.

Am 4. März 1954 wurde er von der Stadtverordnetenversammlung einstimmig (bei Enthaltung der KPD-Kommunisten) zum Bürgermeister von Rüsselsheim gewählt. Damals hatte die Stadt 35.000 Einwohner. Sie befand sich am Mainufer, etwa zehn Kilometer von Mainz und dem Frankfurter Flughafen entfernt. Die Stadt wuchs schnell und beherbergte das größte Opel-Werk. Die starke US-Militärpräsenz - mit der Rhein-Main Air Base etwa 15 Kilometer von Rüsselsheim entfernt - und der NATO-Luftwaffenstützpunkt in Évreux sind gemeinsame Merkmale der beiden Städte.

Im Jahr 1956 wurde er zum Präsidenten des Kreistags Groß-Gerau gewählt. Als Befürworter des europäischen Gedankens nahm er im Juni 1958 als Vorsitzender der Gemeindekommission des Rates der Gemeinden Europas die Idee einer Städtepartnerschaft mit Évreux mit Begeisterung auf.

Bei seinem Besuch in Rüsselsheim im Mai 1959 sagte Armand Mandle, er sei "ein Mann, für den die Vereinigung Europas eine Herzensangelegenheit ist".

In seiner Rede am 1. Oktober 1961 erklärte Walter Köbel, dass diese Städtepartnerschaft "eine Konstruktion für ein glückliches Europa und eine bessere Welt" sei und dass "der Sieg Europas den Sieg der Menschheit und die Erhaltung der westlichen Zivilisation" bedeute.

Walter Köbel blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1965 Bürgermeister von Rüsselsheim.