04

André
LE THUILLIER

(1907-1998)
Ehemaliger Kriegsgefangener Kunsthandwerker der Städtepartnerschaft mit Rüsselsheim

André Le Thuillier wird am 10. November 1907 in Conteville geboren. Seine Eltern sind Cafetiers. Er meldete sich freiwillig zu den Zouaves und verbrachte zwei Jahre in Algerien. Er wird 1929 zum Feldwebel ernannt. Nach seiner Rückkehr in die Normandie heiratet er und lässt sich in Évreux als Buchhalter und später als Handelsvertreter nieder.

Portrait d'André Le Thuillier
Stadtarchiv von Évreux. 4S28

Während des Zweiten Weltkriegs wurde er 1939 mobilisiert, zur Artillerie versetzt und dann einer Panzerabwehrbatterie zugeteilt. Während des Blitzkriegs wurde er im Mai 1940 bei Saint-Pol-sur-Mer gefangen genommen. Er war während des gesamten Konflikts in Deutschland im Stalag IIB in Hammerstein interniert und führte ein akribisches Tagebuch über die Bedingungen seiner Gefangenschaft. Seinem Kommando entsprechend arbeitete er auf Bauernhöfen und sein Alltag war geprägt von Feldarbeit, aber auch von Luftangriffen und Krankheiten.

Der Vormarsch der Roten Armee Anfang 1945 veranlasste die deutschen Behörden zur Evakuierung des Lagers.

Die Häftlinge aller Nationalitäten beginnen einen beschwerlichen einmonatigen Zwangsmarsch nach Pommern. Nach der Befreiung durch die Alliierten wurde er am 22. Mai ins zivile Leben zurückgeführt. Dennoch blieb er der Erinnerung an diese Kriegs- und Gefangenschaftsjahre verbunden, indem er mehrere Ämter in den Veteranenverbänden von Évreux übernahm, von denen er Präsident des Komitees der Verständigung wurde.

In dieser Eigenschaft nahm er ab 1958 an den Gesprächen über eine Städtepartnerschaft mit einer deutschen Stadt in Évreux teil: Der Bürgermeister Armand Mandle sah in der Aussöhnung der Veteranen beider Seiten eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg des Projekts. Die Veteranen und Kriegsgefangenen wurden als "Botschafter der Versöhnung" vorgestellt. Zweifellos beschränkten sie sich auf ein gegenseitiges Gedenken vor den Gedenktafeln und Denkmälern der Toten und auf einen einvernehmlichen und symmetrischen Diskurs über "die Erinnerung an unsere gemeinsamen Leiden".

André Le Thuillier leitete im Oktober 1960 eine Delegation von Veteranen zu einem Treffen mit seinem Rüsselsheimer Amtskollegen Erich Schaeffter. Das Rüsselsheimer-Echo vom 1. November 1960 berichtete über dieses Treffen mit der Schlagzeile "Die Feinde von gestern sichern die Zukunft der Jugend".

Der Erfolg dieses Treffens führte zur Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde am 30. April 1961 durch die Bürgermeister der beiden Städte, Armand Mandle und Walter Köbel, und war der Beginn einer langen Freundschaft zwischen André Le Thuillier und Erich Schaeffter, die durch ihre Besuche in der Normandie und in Hessen aufrechterhalten wurde.

Ihm zu Ehren trägt heute eine Straße in Évreux seinen Namen.